Nach der kalten Nacht.
„Sacknass“ beschreibt den Zustand unserer Zeltaußenhaut am heutigen Morgen relativ bildhaft, aber treffend. Das erste Gespräch des Tages dreht sich unwillkürlich um Gestern und die ziemlich eisige Nacht. Obwohl unsere Schlafsäcke ausreichend dimensioniert sind haben wir uns doch ganz schön einmummeln müssen. Zusätzlich noch ein paar Strümpfe, eine Jogginghose und ein langärmliges Shirt; dann war es auszuhalten. Da merkt man doch gleich den nahenden Herbst…
Trockenzeit mit Frühstück.
Während das Zelt in der schon recht kräftigen Morgensonne abtrocknet fahren wir die paar Meter zurück nach Boulder/UT, um uns ein Breakfast zu besorgen und den Mietwagen aufzutanken.
Im „Burr Trail Outpost“ bekommen wir Kaffee und Burritos serviert. Das reicht erst einmal für einen guten Start. Zurück am Campground packen wir nun alles zusammen; Tropfen, die immer noch am Nylon hängen, schütteln wir, so gut es geht, ab und breiten danach das Zelt im hinteren Bereich des Jeeps aus, um es während der Fahrt entgültig trocknen zu lassen…
Hundert Hände.
Doch der Morgen ist jung und so starten wir gut gestärkt noch einmal Richtung Süden durch. Es geht also wieder über den “Hogback“, besagte Engstelle der Utah State Route 12. Natürlich werfen wir einen Blick links und rechts der Piste auf die unglaubliche Szenerie. Ins frühe Tageslicht getaucht haben die Southwestler diese Location noch nicht bewundert…
Unser anvisiertes Ziel liegt in der Nähe des Escalante Canyons. Der befindet sich am tiefsten Punkt der State Route 12 in dieser Gegend; irgendwie logisch – so als Canyon… 😉
Es geht zum “Hundred Handprints Panel”, auch als “Hundred Hands” oder “100 Hands Pictographs” bekannt. Das hat uns schon seit Jahren interessiert, aber bisher hat es nie so richtig gepasst. Nun ist heute der Tag der Tage und wir nehmen die paar Meter bis zu den Hundert Handabdrücken in Angriff (es sind wirklich nur ein paar Meter). Wir bestaunen die Abdrücke von Menschen längst vergangener Zeiten, diskutieren den Sinn bzw. die Botschaft, die hier verborgen liegt, kommen aber zu keinem eindeutigen Ergebnis. Vielleicht kann man eine Tages entschlüsseln, was uns die Altvorderen sagen wollten…
Auf dem Burr Trail nach Osten.
Nun wieder retour nach Boulder/UT und von dort aus auf dem wunderbaren „Burr Trail Scenic Backway“, der am Deer Creek Campground vorbeiführt, nach Osten.
Wir durchfahren den sehenswerten „Long Canyon“, entern das Gebiet des „Capitol Reef National Parks“, genießen wunderbare Ausblicke auf Westernlandschaften, passieren die „Switchbacks“, eine beeindruckende Serpentinenpassage, die den „Waterpocket Fold“ durchquert und steuern danach unseren SUV gen Süden in Richtung Bullfrog/UT. Der größte Teil der Piste ist ein Dirt Road, das Land wird zunehmend offener, aber auch unspektakulärer.
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Zwischenstopp in Bullfrog.
Erst am Visitor Center der „Glen Canyon National Recreation Area“, welches sich in Bullfrog/UT befindet, stellen wir den Motor ab und vertreiben uns die Zeit mit der Aufnahme von Informationen über dieses riesige Erholungsgebiet.
Unweit des Centers liegt die „Bullfrog Marina“. Dort trifft die lachsrote Wüste auf das dunkelblaue Wasser des Lake Powell, was immer wieder fremdartig wirkt, aber doch fasziniert. Leider sind wir keine Bootseigner oder haben einen Trip auf dem Stausee gebucht; so sind wir in unserem Handlungsspielraum an diesem Ort der Erde stark eingeschränkt. Die Wissenslücke um Bullfrog/UT und Umgebung können wir weitestgehend schließen, doch uns hält hier nun nichts mehr und wir reisen weiter.
Gewitter mit Überblick.
Nach einiger Zeit treffen wir auf die Utah State Route 95, die Hanksville/UT mit Blanding/UT verbindet. Die Szenerie wird augenblicklich interessanter und wir parken unseren Wagen, um an der „Hog Springs Picknick Area“ eine kleine Pause einzulegen. Doch das müssen wir ganz schnell vergessen, denn es zieht im Eiltempo ein lokales Gewitter heran, welches uns mit jeder Menge Getöse, Wind und Regen regelrecht vertreibt.
Wir verschwinden schleunigst von hier und stoppen am südlicher gelegenen „Hite Overlook“, einer prima Möglichkeit, den Lake Powell und die am gegenüberliegenden Ufer befindliche „Hite Marina“ einmal aus der Vogelperspektive zu betrachten.
Das Gewitter hören wir nur noch aus der Ferne, was recht beruhigend auf uns wirkt. Wir haben eine schöne Zeit und erfreuen uns an dem super Panorama des östlichsten Teils dieses unüberschaubar großen Gewässers.
Danach weiter den Highway hinunter zum „Dirty Devil River Confluence“; wie der Name vermuten lässt fließt hier gleichnamiger Fluss in den Colorado River. Gut zu sehen ist heute, wie sich das braune Wasser des Dirty Devil River mit dem klaren Wasser des Stausees langsam vermischt…
Hoch auf die Cedar Mesa.
Dann ist die „Hite Crossing Bridge“ in Richtung „Fry Canyon“ und „Natural Bridges National Monument“ zu überqueren. Die Utah State Route 261 zweigt nun nach Süden ab. In der nahen „Kane Gulch Ranger Station“ wollen wir noch ein paar Erkundigungen zu unserem nächsten Ziel einholen, doch leider sind wir eine Viertelstunde zu spät dran. Die Ranger schließen und öffnen ihr Büro eben sehr pünktlich.
Ein paar vage formulierte Informationen besitzen wir ja, aber eben nichts Genaues. So müssen wir unser Ziel eben auf die herkömmliche Art erarbeiten. Mitten auf dem Plateau der „Cedar Mesa“ biegen wir auf eine Dirt Road ab und fahren ein paar Meilen über Stock und Stein und durch Washes hindurch; ordentliche Pistenabschnitte wechseln sich mit ruppigen ab. Gut geschüttelt kommen wir am wahrscheinlichen Zielgebiet an.
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Vage Beschreibung.
Doch es ist schon später Nachmittag und für die Suche bleibt nur wenig Zeit. Wir dringen durch das Dickicht eng stehender Wacholder und bahnen uns im Zickzack einen Weg in Richtung einer Canyonkante. Das Gelände sieht äußerst vielversprechend aus. Wir haben ein Foto von unserer Wunschlocation mitgenommen, welches wir nun mit den Gegebenheiten vor Ort abgleichen. Und ja! Viele Dinge ähneln sich aufs Haar! Sollten wir echt Glück haben und mit dem ersten Versuch ins Schwarze treffen?
Wir laufen weiter an der Schlucht entlang in der Hoffnung, hinter der nächsten Erhebung steht die kleine Anasazi-Ruine, wegen der die Southwestler den langen Weg hergekommen sind.
Was machen wir nur?
Blöd ist nur, dass in der Ferne erneut eine riesige schwarze Wolke in unsere Richtung zieht und sich ziemlich schnell nähert. Deutlich hören wir das Donnergrollen und sehen diverse Blitze zucken.
So ein Mist! Wenn das einen ordentlichen Platzregen gibt werden die Wege hier draußen im schlechtesten Falle unpassierbar. Dann hängen wir fest und es wird evtl. noch mit der Ausreise knapp. Andererseits: jetzt sind wir einmal hier vor Ort und sollen die Suche abbrechen? Vielleicht sind wir nah dran? Zwei Herzen wohnen ach!…
Aufregender als gedacht – wir sind vernünftig…
Wir entscheiden uns dafür, ein Auge auf die Regenwolke zu haben, mit dem Zweiten nach der Ruine zu suchen. Erschwerend kommt nun auch noch die langsam einbrechende Dunkelheit hinzu. Es ist zwar Spätsommer, aber auch da bleibt das Tageslicht nicht ewig bei uns.
Die Wolken rücken immer näher und es hat nun wirklich keinen Sinn mehr, weiter Ausschau nach dem Fotomotiv zu halten. Es wird zudem immer dunkler und nach unserer Einschätzung werden wir noch lange durch die Finsternis tappen, ehe wir unser Fahrzeug erreichen. Und wir entscheiden richtig! Noch bevor wir im Scheinwerferlicht die „rettende“ Utah State Route 261 erblicken können, öffnet der Himmel die Schleusen. Es wird zum Ende der Dirt Road echt verdammt rutschig, aber wir erreichen gerade noch heil den nassen, aber griffigen Asphalt.
…und vorsichtig.
Einige Meilen weiter südlich müssen wir uns wieder gut konzentrieren: wir sind am „Moki Dugway“ angelangt. Hier geht es wieder einmal in „Switchbacks“ bergab ins Tal. Tagsüber ist diese Serpentinenstrecke eine mittlerweile bei Touristen beliebte Attraktion, da der Ausblick und die Fahrt auf der kurvenreichen Straße aufregend sind. In der Dunkelheit allerdings ist die Strecke mit Vorsicht zu genießen. Erst recht bei Regen. Doch wir kommen schadlos durch. Im Rückspiegel sehen wir weiter die Blitze niedergehen, doch das Gewitter schlägt nun eine andere Richtung ein und entfernt sich somit.
Belohnungssteak.
Den nächsten Halt machen wir in Mexican Hat/UT. Wir hoffen zu später Stunde noch etwas Essbares in der örtlichen Tanke einkaufen zu können. Während wir den Wagen mit Kraftstoff befüllen sehen wir auf der anderen Straßenseite ein Restaurant namens „The Swinging Steak“. Wir entscheiden uns, dort einmal nachzufragen, ob noch irgendwelche Speisen, egal welcher Art, angeboten werden. Und siehe da: Der Grill schwingt noch kräftig hin und her und der Koch legt uns beiden gerne noch etwas Bratgut auf den Rost. So spät am Abend haben wir nicht mehr damit gerechnet, denn da ist in Utahs kleinen Gemeinden oft schon lange Küchenschluss…
Keine Chance in Tuba City.
Gut gesättigt setzen wir die Fahrt weiter fort. Es geht am „Monument Valley“ vorbei nach Kayenta/AZ. Wir suchen nach einer Bleibe für heute Nacht und bemühen dafür mehrere Hotelbuchungsapps. Doch keine spuckt eine freie Unterkunft für diese Stadt aus. Also fahren wir bis nach Tuba City/AZ weiter, um dort unser Glück zu versuchen. Doch auch hier ist alles ausgebucht. Es ist inzwischen Mitternacht und somit zu spät, um sich noch länger zu bemühen. Das lohnt sich nicht mehr.
Nachtaufnahmen am Globe Rock.
Also switchen wir um und Christian fährt ein Fotomotiv an. Zumindest in dessen Nähe. Da wir den ganz genauen Weg nicht kennen stellen wir den Wagen mitten in der Pampa ab und der Fotobeauftragte macht sich auf, zu Fuß den Rest des Weges zu gehen, während Lisa im Wagen wartet. Es geht querfeldein und nach zwanzig Minuten erreicht er das Ziel. Schon viele Jahre stand dieses Naturhighlight auf seiner To-Do Liste. Nun ist es mitten in der Nacht und der Mond scheint helle von oben herab, umringt von einem völlig klaren Sternenzelt. Das Objekt wir so auf natürliche Weise wunderbar in Szene gesetzt und ergibt ein völlig unerwartet gutes Ergebnis.
Drei Uhr nachts in Cameron…
Zurück am Wagen legt er sich aber nicht etwa schlafen. Wir befinden uns in einem Indianerreservat, da ist so etwas nicht gerne gesehen. Also reisen wir noch bis Cameron/AZ weiter. Hier haben wir auf unserer 2014er Tour auch Glück gehabt und spät noch ein Zimmer beziehen können. Doch leider ist auch dieses Hotel heute völlig ausgebucht. Wir machen aber mit einem der Angestellten aus, das wir früh morgens die Waschräume des „Trading Post“ benutzen dürfen und stellen unseren Jeep in die äußerste Ecke des vorgelagerten Riesenparkplatzes. Es ist drei Uhr nachts, als wir nun endlich die Augen schließen können. Uhhh! Mal sehen, wie es morgen weitergeht…
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