Wunderschöner Morgen, brenzlige Luft…
An einem wunderschönen Sommermorgen erwachen wir, und ein junger Tag voller neuer Eindrücke wartet schon auf uns. Doch irgend etwas liegt seit gestern in der Luft. Es ist der Geruch von verbranntem Holz, der die sonst so saubere Waldluft schwängert.
Erstes optisches Anzeichen dafür sind die vielen kleinen und großen Flugasche-Partikel, die sich über Nacht auf der Zeltaußenhaut angesammelt haben. Mit leichten Schlägen gegen das Zeltinnere können wir diese unansehnliche Schicht jedoch mühelos entfernen. Im Süden des Yosemite National Parks brennen weite Teile der Wälder, und der Wind trägt die Asche meilenweit…
Wir sind flexibel.
Eine herkömmliche Reiseplanung steht dieses Jahr nicht im Vordergrund. Eher lassen wir uns treiben und von saisonalen und weiteren Einflüssen bestimmen. Es gibt zwar schon ein grobes Gerüst von Zielen, die wir gerne sehen würden, aber alles kann, nichts muss.
Ein nicht zu vernachlässigender Fakt ist das Stattfinden des „Labour Days“. Bekanntlich fallen rund um die amerikanischen Feiertage Horden, ähm – wir meinen Menschenmassen – völkerwanderungsgleich in die Nationalparks ein. Dann schnellen in der Regel die Übernachtungspreise in den wenigen Unterkünften merklich nach oben – sofern man überhaupt noch ein Dach über den Kopf bzw. einen Stellplatz für ein Zelt oder den Camper bekommt, ohne vorgebucht zu haben.
Begrenzte Buchung.
Dies ist der Grund, warum wir uns gleich für mehrere Tage bei KOA „einnisten“. Doch am Samstagmorgen müssen wir das Areal verlassen – am Wochenende ist alles „full“. Wo wir dann unterkommen, werden wir also noch sehen müssen…
Gestärkt in den Tag…
Zunächst suchen wir im Nachbarort Mariposa/CA ein Omelett – Fachgeschäft auf und stärken uns nach allen Regeln der Kunst, füllen wieder unsere Vorräte an Wasser und Essbarem wie Obst, Powerriegeln usw. auf und machen uns nun auf die Socken, den Yosemite National Park aufzusuchen.
Üble Waldbrände.
Dass Waldbrände in der Gegend wüten, ist uns bekannt. Wie sich das genau auf unseren Trip hierher auswirken wird, noch nicht. Der zum Feiertag hin ansteigende Besucheransturm ist schon am Parkeingang spürbar, doch wer einen Annual Pass besitzt, kann sozusagen auf der „Fast Lane“ das Schutzgebiet entern. Das verschafft uns einen klaren Vorteil, denn wir sind eher in den Rauchschwaden als die anderen Besucher. 😉 Im Yosemite Valley hängt der Dunst bis fast an die Baumwipfel. Verschiedene Wanderwege, der Highway zum „Mariposa Grove“ sowie die „Glacier Point Road“ sind komplett gesperrt. Tja…
Wir machen einmal die Runde durch das Tal, um uns zu orientieren, wo sich was befindet, und checken ab, welche Ziele wir auf unsere Liste setzen und welche leider von vornherein ausfallen müssen. Dann nehmen wir die Route hoch zum „Tioga Pass“, denn hier brennt es derzeit nicht und auch die Sicht müsste wesentlich besser sein als in dem engen Kessel des Yosemite Valley, wo der Rauch förmlich steht.
Tenaya Lake – Prädikat “Sehr schön”.
Den Wagen parken wir am „Tenaya Lake“, einem schönen, großen, blauen und klaren See direkt an der Tioga Road. Mit den typischen grauen Granitfelsen des Parks als Kontrast im Hintergrund ist es eine wirklich einladende Szenerie. Wir testen das Wasser auf Badefähigkeit, machen ein paar Fotos und entspannen mal so richtig. Sogar Kletterer sind angetreten, um unsere Blicke auf sich zu ziehen.
Olmsted Point o.k., Half Dome im Rauch.
Am späten Nachmittag nehmen wir das Areal um den „Olmsted Point“ für uns „in Beschlag“. Das verräucherte Yosemite Valley ist unter einer Dunstglocke gefangen, in der Ferne wirkt der „Half Dome“ zum Sunset äußerst eigenartig. Dahinter sind die lodernden Feuer mehrerer Waldbrände mit bloßem Auge gut zu erkennen. Irgendwie erzeugt dies bei uns Southwestlern eine leicht beklemmende Stimmung; werden wir uns die nächsten Tage überhaupt im Park aufhalten dürfen oder müssen noch mehr Bereiche gesperrt werden, um keine Menschenleben zu gefährden? Wir werden sehen.
Wir erfreuen uns bis dahin an den sonst tollen Ausblicken, die man von verschiedenen Overlooks rund um den „Olmsted Point“ haben kann. Die Sonne ist nun gänzlich untergegangen, der Himmel ist von leichtem Qualm verschleiert, und so besteht für uns kein Grund, für heute noch länger an diesem Ort zu verweilen.
Speis’ und Trank in El Portal…
In El Portal/CA, kurz außerhalb der Nationalparkgrenze, serviert man uns im Restaurant der „Yosemite Cedar Lodge“ noch lecker Speis und Trank, danach geht es mit immensem Sättigungsgefühl zurück auf den Campground, wo wir den morgigen Tag grob erörtern…