Der Zebra Slot Canyon.
An dieser Stelle dürfen wir einen weiteren Stern am kleinen Himmel des Grand Staircase beschreiben: Den Zebra Slot Canyon.
Was kann man man noch über das Grand Staircase Escalante National Monument schreiben? Jeder Bericht zu diesem Thema wächst sich unweigerlich zu einem Füllhorn von Superlativen aus; Und das, obwohl der Bekanntheitsgrad dieses Schauplatzes weltweit doch eher auf dessen Fans begrenzt ist. Und wer schon vor Ort war und denkt, es gibt nichts Neues mehr zu entdecken, wird stets eines Besseren belehrt!
Für „Unbeleckte“ wird die Übersicht über dieses Gebiet mit jedem Dazugesellen eines neuen Highlights um so miserabler; Grand Staircase – Insider haben es da aber auch nicht viel leichter.
Drainage.
Wie der Name bereits verrät, handelt es sich beim „Zebra Slot Canyon“ um eine Schlitz-Schlucht und fungiert somit als natürliche Ablaufrinne, durch die sich die Niederschläge eines höher gelegenen Areals vertikal hindurch pressen.
Nun sind solche Schluchten auf dem Gebiet des sandsteinlastigen Colorado Plateaus nicht unbedingt außergewöhnlich; Unterschiede in der Länge, Tiefe, Tönung und inneren Beschaffenheit sind aber in den verschiedenen Gegenden sehr wohl vorhanden.
Innere Werte…
Interessant sind solche Slots eigentlich nur von innen. Hier bestimmen ihre Gesteinshärte und -zusammensetzung sowie Fließgeschwindigkeit des Regenwassers und die Menge des von ihm mitgeschwemmten Materials die „Innengestaltung“.
Mal verlaufen sie Hunderte Meter, mal wesentlich kürzer durch verschieden dicke Sandsteinschichten, mal mit recht geraden Sektionen, mal korkenzieherförmig gewunden, mit sehr engen und weiteren Passagen; oft dringt kein Sonnenstrahl in diese Gebilde – nur schummeriges, diffuses Licht erhellt die teils lotrechten, teils üppig geschwungenen und wellenförmig ausgeformten Wände der Slot Canyons.
Farbenfroh, vielfältig, gefährlich.
Hier ein leuchtendes Rot, da ein zurückhaltendes Braun, woanders ein Gelb und Violett in allen Abstufungen; die einen sind einfach zu begehen, die anderen verlangen nach Canyoneering-Ausrüstung, auch mit Leitern ausgestattete Exemplare sind zu finden – die Vielfalt, mit der sich diese Schluchten des amerikanischen Südwestens präsentieren, ist einfach unglaublich.
Dazu kommt das absolut hohe fotografische Potential sowie die Möglichkeit, hier viel Spaß und Freude bei einem Besuch zu empfinden, aber auch im ungünstigsten Falle an solch einem Ort sein Leben zu lassen…
Zebra Slot overcrowded?
Die wohl bekanntesten, da kommerziell genutzten Slots des Colorado Plateau sind wohl der „Upper Antelope Canyon“ sowie der „Lower Antelope Canyon“ im Norden Arizonas.
Von solch ausufernden Besucheranstürmen ist der Zebra Slot Canyon zum Glück noch weit entfernt, da schwieriger erreichbar. Doch auch hier sollte man sich in der Hauptsaison nicht in Einsamkeit wähnen.
Alleine dort draußen?
Klares Nein. Auf dem Schutzgebiet des Grand Staircase gibt es z.B. den „Round Valley Draw“, den „Peek-A-Boo“ , den „Spooky Slot Canyon“ und natürlich den „Zebra Slot Canyon”.
Der „Zebra Slot Canyon“ ist dabei allerdings ein Unikum. Er besticht zum einen mit einer tollen „Maserung“ des Sandsteins, zum anderen durch den außergewöhnlichen, abwechselnden Verlauf verschieden gefärbter Sedimentschichten.
Waagerecht verlaufende Weiß- und Grauschattierungen wechseln sich mit Rot- und Orangetönen ab und sind wohl der Grund für die Namensgebung dieses zauberhaften Kleinods der Natur. Herrlich sind auch die gleichmäßigen Auswaschungen der fast senkrecht stehenden Schluchtenwände. Aneinandergereihten Säulen gleich stellen sich diese, je nach Blickrichtung, mal weich und rund oder kantig und scharf geschnitten dar: Mmmhhh…
Eingebettet…
Das i-Tüpfelchen dieser „Natur-Schönheit“ sind allerdings die vielen kleinen und großen Moqui Marbles, die hier, teilweise rudimentär, wie Fremdkörper in den Slotwänden ruhen, um irgendwann bei einer durchrauschenden Sturzflut losgerissen zu werden und in die Freiheit des „Harris Wash“ zu entkommen…
Die hämatitummantelten, mystischen, sagenumwobenen und für die lokalen Indianerstämme so bedeutsamen Moquis (auch Mokis) in ihrem natürlichen „Bett“ schlummernd zu erleben, diesen äußerst seltenen Anblick bekommt man hier auf dem Silbertablett serviert.
Am Ende!
Wer mag, kann am Ende des insgesamt nicht mal 100 Meter langen Zebra Slot Canyon an einem großen Stein auf das „Dach“ des Slots klettern – einen weiteren Zugang bzw. Ausgang zum Zebra Slot findet man dort aber nicht.
Vielmehr ist der Weg durch tiefe Potholes versperrt, die zur gefährlichen Falle werden können, sollte man dort hinein geraten. Nach dem Genuss der Aussicht ist also der Rückweg gleich dem Hinweg.
Dieser ist, bis auf eine tückische Stelle, sehr einfach und kaum anstrengend, mal abgesehen von den tagesaktuellen Außentemperaturen.
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Zubringer zum Zebra Slot Canyon.
Einen Besuch realisiert man auch bei diesem Ziel über die beschilderte „Hole In The Rock Road“, welche einige Meilen östlich von Escalante/Utah von der State Route 12 nach Südosten abzweigt. Im Gegensatz zu weiteren spektakulären Zielen entlang dieser Staubpiste ist für diesen Abstecher kein Allradfahrzeug / SUV erforderlich. Allerdings muss man sich mit dem Gedanken anfreunden, auf einigen Abschnitten der Strecke etwas von der Waschbrettpiste durchgeschüttelt zu werden; fühlt und hört sich zunächst widerlich an, schadet aber weder Mensch und Maschine und stellt kein Problem dar.
Auch das sonst am Anfang dieser Dirt Road empfohlene „Nullen” des Wegstreckenzählers kann man sich dieses Mal sparen; vorausgesetzt, man möchte zeitnah keine weiteren Punkte entlang der Road ansteuern…
Vor Ort.
Wer trotzdem auf den untrüglichen Tacho setzt, fährt nun knapp 9 Meilen auf der HITRR gen Süden. Wer nicht den Streckenzähler, sondern lieber die Gegend ansehen möchte, vertraut auf seine Ohren: Nach dem deutlich hörbaren Überqueren dreier „Cattle Guards“ befindet sich unmittelbar hinter der letzten Metallvorrichtung, welche grasende Rinder vor einer unnötigen Ausweitung ihres Aktionsradius bewahren soll, rechter Hand ein kleiner Parkplatz, besser gesagt, eine vegetationsfreie Stellfläche für drei bis vier Fahrzeuge.
Den Wagen hier also abstellen, zur Not ganz rechts an den Fahrbahnrand. Schlechtes Zeichen: sind die Parkflächen belegt, heißt dies auch, man wird nicht alleine sein im Slot Canyon. Wie auch immer; nun geht es auf der anderen Straßenseite gen Osten.
Auf zum Zebra Slot Canyon!
Gut sichtbar verläuft ein Pfad zunächst zur Rechten des kleinen „Halfway Hollow Wash“, später kreuzt der Trail diesen mehrmals und entfernt sich dann etwas von dessen Bett. Hier und da hat die Schar der Hiker diverse Abkürzungen kreiert; an Stellen ohne eindeutige Wegführung wurden durch nette Menschen Steinpyramiden („Cairns“) zur Orientierung aufgestellt.
Durch den gut auszumachenden Trampelpfad können auch Besucher, denen das Navigieren in einer solchen Wildnis fremd ist, kaum etwas falsch machen. Das Motto lautet auch hier: „Stay on Trail!“, um den „kryptobiotischen Boden“ (Cryptobiotic Soil),, welcher im Grand Staircase vielerorts anzutreffen ist, nicht unnötigerweise zu verletzen.
Der rechte Pfad…
Das Areal links und rechts des Trails steigt langsam in der Höhe an, selbst „Teepees“, kegelförmige Sandsteingebilde, wie man sie von den „Coyote Buttes“ oder „Edmaiers Secret“ kennt, findet man hier.
Sind recht bequem zu laufende 2,5 Meilen zurückgelegt, erreicht man den von Nord nach Süd verlaufenden „Harris Wash“. Auch an dieser Schlüsselstelle gibt es nicht viel falsch zu machen. Man wendet sich nun nach links und stapft im Sand des breiten Wash nach Norden.
Die Einmündung merkt man sich besser, das hilft beim Rückmarsch. Im Regelfall sind aber viele Schuhabdrücke zu erkennen, die zwischen diesem Punkt und dem Zebra Slot Canyon verewigt sind; wenn nicht, z.B. nach Regengüssen oder Stürmen, setzt man mit seinen Tretern eben selbst die ersten Markierungen…
Murmeln ohne Ende.
Wer aufmerksam ist, bemerkt während des etwas lästigen „Sandlatschens“ eine Zunahme des „Moqui Marble – Aufkommens“. Sind diese zunächst noch klein und leicht, legen sie an Größe und Gewicht zu, je mehr man sich dem Sloteingang nähert.
Diesen kann man bald am Ende des Washs erkennen, welcher hier als noch einige Meter breite Schlucht im Herzen einer mittelhohen Bench entspringt.
Am Eingang zu Zebra Slot Canyon:
Nun ist es so weit: Nach wenigen Schritten in den Eingangsbereich des Zebra Slot gelangt man an besagte „Schlüsselstelle“.
…in trockenen Zeiten:
Zwischen den nun immer höher und enger werdenden Sandsteinwänden existiert eine Absenkung im schmalen Canyonboden, die passiert werden muss; in trockenen Monaten ist dies absolut kein Test für den versierten Wandersmann-es fällt sogar kaum auf, dass dieser Bereich merklich tiefer liegt als das Niveau am Canyoneingang.
Allenfalls ist der Sand am Boden etwas handfeucht, wird er doch von keinem Sonnenstrahl gewärmt. Nun noch durch einige wenige Slot – typischen Engstellen schlängeln – fertig! Schon ist man im hinteren und gleichzeitig schönsten Teil des Ziels angekommen: That’s so easy…
…nach Niederschlägen:
Anders sieht das in feuchten Monaten sowie nach heftigen Regengüssen aus. Dann entsteht hier ein stattlicher Pool voll kaltem, oft brackigen Wassers, der im schlechtesten Falle so tief ist, dass er ein Stück durchschwommen werden muss. Das kann im Sommer eine nette Abkühlung darstellen, in den restlichen Jahreszeiten ist ein schützender Neoprenanzug dringend anzuraten. Wer Equipment wie Kamera, Stativ etc. mitführen möchte, legt sich hierfür besser ein wasserdichtes Pack zu…
In der Regel liegt der Wasserstand aber auf einem Pegel von ca. 50 – 60 cm und füllt nur die untersten Stellen des Eingangsbereichs. Vorsichtiges Waten steht dann auf dem Programm.
Kleiner Trick…
Wer sich auf Kaminkletterei versteht, kann diesen Bereich auch, sich oberhalb des Wassers seitwärts schiebend, trockenen Fußes überqueren. Das sollte man aber „draufhaben“ und nicht erst vor Ort üben. Dabei passende sowie schützende, strapazierfähige Kleidung und Schuhe zu tragen versteht sich von selbst; Deine obersten Hautschichten werden es dir danken, nicht mit dem körnigen Sandstein Bekanntschaft gemacht haben zu müssen…
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Hilfe ist wie immer weit weg!
Im Übrigen bedarf es auch an dieser Stelle des Hinweises, das ein Doc bzw. diverse weitere Hilfe weiter weg sind, als man glaubt. Wie bei ähnlichen Zielen ist es nicht das Dümmste, sich zu zweit auf den Weg zu begeben oder sich jemandem vor Ort zur Überwindung der einen oder anderen Schwierigkeit anzuschließen. So kann man evtl. auch noch ein gutes Werk tun – erfüllender kann ein solcher Ausflug doch kaum sein…
Geht, geht nicht…
Wer wirklich „unvorbereitet“ gestartet ist und das Pech hat, Wasser im Zebra Slot-Eingang vorzufinden, der sollte sich eines Rückzuges nicht schämen – ist man doch nicht der Erste, der diese Entscheidung fällt. Auch ein „unvollendeter“ Trip sorgt für körperliche Ertüchtigung und ist somit der Gesundheit dienlich. Vielleicht klappt es ja ein anderes Mal…
Warnung!
Deshalb folgende Warnung:
Slot Canyons können bei Niederschlägen schnell zur tödlichen Falle werden! Unterschätzt das bitte nicht!
Immer erst die Flash Flood Gefahr beim BLM oder HIER in Erfahrung bringen !
Wie bei allen Slot Canyons gilt auch hier: Bei Regen oder möglichen Gewittern bleibt man einem solchen Ort einfach fern!
Vorabcheck…
Wie das Wetter wird , kann man beim Escalante Interagency Visitor Center am westlichen Ortsende von Escalante/Utah erfragen. Hier hängen die Wettervorhersagen (Weather Forecast) für mehrere Tage aus und können auch während der Schließzeiten des Besucherzentrums in Augenschein genommen werden.
Neumodische Menschen führen auf Reisen ein internetfähiges Gerät mit; Escalantes Motels bieten zwar kaum Terminals an, dafür aber WLAN für die Gäste, und so kann man sich über die Wetterentwicklung informieren.
Fototipp.
Fotografen erscheinen frühmorgens oder am späten Nachmittag und bringen sich ein gut verstellbares Stativ mit. Eine gehörige Portion an Geduld im Gepäck zu haben kann nicht schaden, da man selten so richtig alleine sein wird… #durchsbildlaeufer
Aufwand für den Zebra Slot Canyon.
Für den knapp 5 Meilen langen Rundtrip zum Zebra Slot Canyon sollte man ruhig drei Stunden einplanen. Fotofreunde und Genießer benötigen naturgemäß mehr Zeit. Logisch.
Auf jeden Fall sind unbedingt ausreichend Getränke und Essbares einzupacken, auch wenn der Weg nicht so lang erscheinen mag. Das Gelände ist unübersichtlich, ein Verlaufen ist nicht ausgeschlossen, auch wenn man den Weg zu kennen scheint (selbst getestet). Es gibt auf dem Trail keinen Schatten und somit keinen Schutz vor Utahs Sonne…
Extrem wanderwillig?
Der Vollständigkeit halber erwähnen wir hier eine weitere Möglichkeit, zum Zebra Slot Canyon zu gelangen: Eine Wanderung von der weiter östlich gelegenen „Spencer Flat Road“ führt ebenfalls zum Ziel. Wie’s genau geht, erfahrt ihr auf Fritz Zehrers Seite.
Umgebung
Es bietet sich an , weitere Ziele in der “näheren Umgebung” des Zebra Slot Canyon auf die To-Do-Liste zu setzen, z.B. Coyote Gulch, Sunset Arch, Broken Bow Arch, Devils Garden, Neon Canyon, Horizon Arch, Calf Creek Fall, Peek-A-Boo Slot Canyon oder Spooky Slot Canyon.
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