Samstag, 2.9.2017, nahe dem Yosemite NP.
Statt in den Park “rein und raus” zu fahren wollen eigentlich am Morgen eine Wanderung zu den „Nevada Falls“ und „Vernal Falls“ unternehmen.
Eingenebelt…
Wir freuen uns schon seit langer Zeit darauf, doch beim Öffnen unseres Zeltreißverschlusses ahnen wir nichts Gutes. Unser fix aufbaubarer Unterschlupf ist über und über mit winzigen Aschepartikeln bedeckt, die wir auch durch gutes Ausschütteln des Zeltes nur schwer entfernen können. Rundum ist Brandgeruch wahrnehmbar, als wäre ein Feuer in unmittelbarer Nähe ausgebrochen.
Checkout mit Freigabe.
Wir packen also unsere sieben Sachen ein, da wir heute ohnehin das Areal verlassen müssen. Beim Check Out versichern uns die Mitarbeiter im Office, dass wir keine brandbedingten Einschränkungen auf unserer Fahrt durch den Park befürchten müssen.
Der Park wird überrannt…
Eine lange Autoschlange auf dessen Zufahrt verheißt auch eine Flut von Besuchern im Schutzgebiet. Doch unsere Erwartungen – ähm, Befürchtungen – werden bei Weitem übertroffen!
Halleluja! Jede noch so kleine Parkfläche, ja, gefühlt jede Möglichkeit, einen PKW, SUV oder ein Wohnmobil abzustellen, ist ausgenutzt! Tausende Vehikel entlang der Park Roads; so haben wir das auch noch nicht erlebt. Der blanke Wahnsinn…
Ein paar schöne Minuten.
Wir nehmen die Tioga Road, um nach Osten aus dem Yosemite NP zu „flüchten“. Auf Höhe des Tenaya Lake wird in Sichtweite ein Parkplatz frei; ein kräftiger Tritt aufs Gaspedal, und schon haben wir uns diesen gesichert. Ja – heute zählen „Ellenbogen“…
Wir machen es uns noch eine Stunde am Ufer schön, bewundern die tolle Landschaft zum Abschied und überlassen dann dieses wunderschöne Stück Erde dem Massentourismus.
In ruhigen Gefilden.
Auf unserer Liste steht nun der „Mono Lake“, besser gesagt, die „South Tufas“. Das ist nur ein kleiner Teil dieses großen Gewässers, aber absolut sehenswert. Christian war schon mehrmals hier, für Lisa ist es eine Premiere. Und das Mädel ist total fasziniert! Der Herr Papa natürlich auch, und dies immer wieder…
Man wähnt sich gänzlich auf einem anderen Planeten, wenn man so zwischen den und um die skurrilen Tufa-Türme streift.
Zu steinalten Bäumen…
Danach rollen wir auf dem Highway 395 nach Süden und landen in Bishop/CA, wo wir Benzin, Wasser und Nahrung aufnehmen. Dieser Ort im Nirgendwo soll nur ein Zwischenstopp sein, denn unser letztes heutiges Highlight liegt in den „White Mountains“ östlich der Stadt: der „Ancient Bristlecone Pine Forest“. Hier wollen wir den Sonnenuntergang erleben und ein paar Nachtaufnahmen machen. Dieses Gebiet ist normalerweise so gut wie menschenleer; zu den ältesten Lebewesen unserer Erde verirren sich zum Glück nicht allzu viele Leute.
Muss das denn sein?
Doch Christians Blick verfinstert sich schlagartig, als unser Jeep auf den kleinen Parkplatz des Naturschutzgebietes einbiegt; restlos alle Besucher haben schon den Heimweg angetreten, doch ein Mercedes Sprinter in Langversion steht noch herum, beklebt wie eine Litfaßsäule; irgendetwas mit „Phototours“ und „LA“ steht da in großen bunten Lettern geschrieben.
„Oh Mann, so etwas k***t mich einfach an!“ entfleucht es Christian recht energisch, und Lisa ist verwundert: So kennt sie ihren Dad eigentlich nicht; ist er doch sonst immer „Mr. Zuversicht“, „Mr. Wirfindeneinenweg“ oder einfach gesagt, der „Optimist vom Dienst“.
Erfahrungswerte…
Er erklärt: „Hab ich schon mehrmals gesehen”. Ein „Fotoguru“ mit einem über viele Jahre aufgebauten Portfolio schleppt für einen Haufen Geld eine Horde Hobbyfotografen ins Outback, wirft mit jeder Menge Fachbegriffen herum, lässt die Teilnehmer verschiedenste Einstellungen an ihren Apparaten vornehmen, schaut hier und da auf die Displays der Kameras und ruft „Amazing!“, „Great!“ und ähnliches und treibt seine „Gefolgschaft“ gleich danach zur nächsten Änderung von Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert. Wer soll sich das alles merken und vor allem: Wie soll so ein Top-Foto herauskommen?
Der Vater schüttelt nur den Kopf und ist echt genervt. “Einfach zu viele Menschen – auch hier.” Wow! Uuuuuhhhh…
Was ist dein Problem?
Lisa hakt nach: “Was stört dich denn daran, wenn andere Leute einen Fotokurs belegen?”
Erst: Schweigen. Dann: Grummeln. Am Ende: „An dem Objekt, welches wir heute Abend und in der Nacht ablichten wollen, werden wir jede Menge Leute vor der Nase haben.“
Beobachte die Leute einfach mal…
Das äußert sich oft so, dass diverse Teilnehmer meinen, sie haben das Fotoobjekt mit dem Workshopvoucher miterworben. Mit den Jahren hat er festgestellt, dass Fotografen, die nicht zur Workshop-Gruppe gehören, oft das Recht abgesprochen wird, ebenfalls einen guten Job machen zu können, und bei der Arbeit behindert werden.
Meistens geht damit los, dass sie einfach in deine Bildkomposition laufen, obwohl es auch den Weg drumherum gibt. Das geht schon mal gar nicht. Andere bauen ihre auf dem Riesenstativ aufgepflanzte Kamera direkt vor deiner Kamera auf, um „dein Motiv“ zu kopieren; es ist ihnen offenbar egal, dass du in diesem Fall nichts mehr siehst und aufnehmen kannst. Ein Wort der Entschuldigung gibt es obendrein nicht. Sie schauen nicht nur auf dein Kameradisplay, nein, sie wackeln auch noch an deinem Gerät während einer Langzeitbelichtung herum – die Aufnahme ist danach Schrott…
Das könnte man noch weiter so ausführen – die Southwestler haben leider über die Jahre jede Menge solcher unnötigen Erfahrungen machen müssen (diese Kritik gilt nur für einen kleinen Teil an Fotografen, aber auch das muss mal ausgesprochen werden).
Genau wie vorausgesagt.
Und es kommt, wie es Christian vorausgesagt hat: Alle drängen sich um diesen einen Baum, obwohl wir ja in einem „Forest“ sind. Jeder Teilnehmer weiß, dass seine Zeit hier äußerst begrenzt ist und der „Fotoguru“ bestimmt, wann für heute Schluss ist. Es wird geschoben, gedrängelt und die Perspektiven der anderen Teilnehmer ausgekundschaftet und abgekupfert; ein modernes „Hauen“ und „Stechen“ sozusagen. Und wir mittendrin! Bäh!!!
Endlich weg…
Das Gute: Workshopteilnehmer betten in der Regel ihr Haupt gerne auf weiche Kissen, will heißen: Die Meute sucht kurz nach Einbruch der Dunkelheit das Weite, denn sie müssen zurück in die nächste Stadt. Essen gehen, das Motelzimmer beziehen, sich untereinander austauschen usw. .
So zieht die Truppe doch noch ab, und wir haben den Bristlecone Forest für uns alleine. Siehste – geht doch!
Nicht ganz optimal.
Leider ist mit Milchstraßenfotos heute nicht viel zu machen, denn der Mond ist fast rund und scheint entsprechend hell. Irgendwann haben wir unser Pulver verschossen, alle möglichen “Stellagen” ausprobiert, für gut befunden, verworfen, gelöscht, neu arrangiert. Das Ergebnis ist vielversprechend, was am Ende bleibt, werden wir in der Dunkelkammer sehen…
Im Dunkel nach Süden…
Wir treten den Rückzug an und machen uns daran, am Beginn der Nacht nach Lone Pine/CA zu fahren. Hier gibt es die „Alabama Hills“ zu sehen – ähm – also rein theoretisch. Denn so richtig sehen tut man nicht, eher „erahnen“. Mit dem letzten Enthusiasmus erreicht das Southwestler-Team die kleine abgeschiedene Area. Nun ist es Zeit, endlich mal die Augen zu schließen und im Wageninneren etwas abzuschalten. Doch das wird nicht von langer Dauer sein, denn der nächste Tag wirft seine Schatten im restlichen Mondlicht…